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Kommt ein Schwarzes C geflogen

Wenn man Nachtinsekten beobachten und bestimmen will (die allermeisten Insekten sind nachtaktiv) braucht man eine Lichtquelle – etwa eine weiße Plane, die von einem bläulichen Scheinwerfer erhellt wird. Eine solche „Leuchtwand“ hatten Sylvia und Michael Hepe am Abend des 10. August am Gallerberg aufgestellt, am Rand einer kräuterreichen Brachfläche.

Sylvia hatte dazu vorher eine Genehmigung der Naturschutzbehörde des Landkreises eingeholt. Denn wer Insekten abseits von Siedlungen mit Lichtquellen anlockt, hält sie von lebenwichtigen Aktivitäten wie Fressen und Sich-Paaren ab, und das sollte man nur ausnahmsweise und mit gutem Grund tun. Etwa, um Daten zum Vorkommen bestimmter Arten zu erheben.

Nachtaufnahme mit mehreren Personen vor einer beleuchteten Plane
Spinner, Spanner, Bär oder Eule? Sylvia weiß, wie man sie unterscheidet.

Getreu der Party-Regel sammelten sich in den ersten Stunden nach Sonnenuntergang nur ein paar kleine Zweiflügler auf der Plane – das, was Insektenkenner als „Luftplankton“ bezeichnen. Aber dann tauchten nach und nach größere Flugtiere auf – Käfer, eine mächtige Heuschrecke und schließlich auch einige der Tiere, auf die wir vor allem gehofft hatten: Nachtfalter. Mithilfe von Smartphone-Fotos und der App Obsidentify gelingt es uns, die meisten relativ sicher zu bestimmen: Beifuß-Blütenspanner, Graubinden-Labkrautspanner, Dromedar-Zahnspinner und, als farblichen Höhepunkt, ein Schwarzes C. Eine „Hausmutter“ flatterte auch vorbei, blieb aber nicht lange genug sitzen, um sie sicher zu dokumentieren. (Ein Hoch übrigens auf die ebenso bienenfleißigen wie kreativen Schmetterlingskundler, die all diesen Tiere ihre Namen gegeben haben!)

Gegen 23 Uhr begann es leider zu nieseln, und der Wind frischte auf – das mögen Nachtfalter nicht, und deshalb schalteten Sylvia und Michael bald danach das Licht aus. Hätte das Wetter gehalten, wir hätten sicher noch etliche weitere Schönheiten bestaunen können: Es gibt um die 3500 Nachtfalterarten allein in Mitteleuropa, und einige besonders prächtige kommen auch in unserer Gegend vor.

Das nächste Mal, so zumindest unser Plan, stellen wir die Leuchtwand in der Nordbachniederung auf.  

(Text und Fotos: Johanna Romberg)

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