Feldgrillen und andere Heuschrecken, zahlreiche Falter und Käfer sowie die meisten unserer weit über 500 heimischen Wildbienenarten: Sie alle sind auf einen Lebensraum angewiesen, der für unsere Geest-Region typisch, aber leider sehr selten geworden ist. „Sandmagerrasen“ heißt er, und es gibt ihn vor allem dort, wo – nicht zu viele – Kühe und Pferde weiden. (Schafe sind keine idealen Naturwiesenpfleger, weil sie den Bewuchs mit ihren Zähnen bis auf wenige Millimeter abknabbern – und am Ende einen artenarmen "Golfrasen" hinterlassen. Größere Huftiere dagegen "pflücken" ihr Futter mit Zunge und Lippen ab, so dass mehr stehen bleibt; dadurch können sich Gräser und Kräuter schneller regenerieren).
Weil aber vor allem die Kühe heute mehrheitlich im Stall stehen, wuchern viele dieser Flächen zu, wenn sie nicht schon vor Jahren zu Ackerland umbrochen worden sind.
Dazu kommt, dass konstant hohe Stickstoffemissionen aus Verkehr und Landwirtschaft auch auf mageren Böden dichte, hohe Grasteppiche wachsen lassen – schlechte Lebensbedingungen für wärmeliebende Kleintiere.
Wer ihnen wieder neuen Platz an der Sonne verschaffen will, muss erstmal ziemlich radikal vorgehen. Das erklärte uns die Landschaftsökologin Gitta Baeuerle, die bei der Naturschutzbehörde des Landkreises unter anderem für die Betreuung des FFH-Gebietes „Luhe und Untere Neetze“ zuständig ist. Zu diesem gehört auch die Fläche, die am Wiesenweg südlich von Luhmühlen liegt.
Im Herbst werden hier Bagger anrücken und an einigen Stellen die oberste Humusschicht mitsamt dem Filz aus Gras, Kratzbeeren und Birkenschösslingen abtragen. Darunter wird dann weitgehend blanker Sand zum Vorschein kommen, der aber nicht lange blank bleiben wird: Abertausende Samen, die Jahrzehnte darin geschlummert haben, werden keimen und die Fläche mit einem zarten Gespinst aus Seggen und Kräutern überziehen – darunter Habichtskraut, Bergsandglöckchen und vielleicht auch Hauhechel, für den gleichnamigen Bläuling. Es wird SO schön werden!
Dass die Vielfalt hier eine Chance zum Neustart bekommt, ist auch der Besitzerin der Fläche zu verdanken. Die Familie von Kathrin Vick hat diese früher als Kuhweide genutzt, aber jetzt keine Verwendung mehr dafür, weil sie die Tierhaltung schon vor Jahren aufgegeben hat. Deshalb war Frau Vick einverstanden, als Gitta Baeuerle ihr vorschlug, die Fläche ökologisch aufzuwerten.
Wir vom NABU freuen uns sehr darüber und sind gespannt, was sich auf den neuen Sandmagerrasen alles entwickeln wird. Wir werden es beobachten – und berichten!
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