Naturschutzarbeit macht Spaß. Aber manchmal erfordert sie auch starke Nerven. Zum Beispiel, wenn man mitansehen muss, wie andere gleichgültig oder gedankenlos zerstören, was man mit viel Aufwand und Herzblut zu retten versucht.
Von dieser Erfahrung kann Conny Schwanemann ein Lied singen. Unser Vorstandsmitglied hat gemeinsam mit Maureen Neven aus Egestorf eine der erfolgreichsten Amphibien-Rettungsaktionen unserer Vereinsgeschichte initiiert. Ihr Fazit nach sechs Wochen Einsatz bei Egestorf lautet jedoch auch: Wer Frösche, Kröten und Molche wirksam schützen will, muss ihre Hauptwanderwege zumindest zeitweise komplett für den motorisierten Verkehr sperren. Denn manche Autofahrer nehmen trotz Warnschildern einfach keine Rücksicht auf sie.


Der Sudermühler Weg in Egestorf führt durch einen Wald, in dem mehrere Teiche liegen. Parallel zur Straße verläuft ein Wanderweg, an dem die Amphibienretter einen Schutzzaun installiert haben. Fotos © NABU Hanstedt-Salzhausen
Sechs Wochen lang haben Conny, Maureen und ihre 14 Helferinnen und Helfer einen Amphibienschutzzaun am Sudermühler Weg in Egestorfbetreut. „Betreut“ hieß: Bis zu viermal täglich haben jeweils zwei Teammitglieder die Fangeimer entlang des Zauns kontrolliert, die darin gelandeten Tiere bestimmt, gezählt und anschließend über die Straße gebracht, damit sie ihren Weg Richtung Laichgebiet fortsetzen konnten.
Den 190 Meter langen Zaun installierten die Helfer am 23. Februar, gegenüber von einigen Waldteichen – und stellten bald fest, dass er einen der vermutlich meistfrequentierten Amphibien-Wanderwege unserer Region querte. Vor allem frühmorgens und gegen Abend fanden sie täglich Dutzende Tiere in den Eimern.
Leider nicht nur dort. Zwar hatte die Gemeinde Egestorf die rund zwei Kilometer lange Kopfsteinpflasterstraße nach Sudermühlen zeitweise sperren lassen. Aber die dafür aufgestellten Signalbaken wurden von vielen Autofahrern einfach umkurvt. So fanden die Amphibienfreunde zeitweise täglich plattgefahrene Tiere vor, darunter auch „Doppeldecker“, also Weibchen und Männchen bei der Paarung. Ein Anblick, der „schwer auszuhalten war“, wie Conny berichtet. Zumal schon der Einsatz schon zeitlich an die Schmerzgrenze gegangen sei: An einigen Abenden waren die Helfer bis in die späten Abendstunden mit Einsammeln und Eimertragen beschäftigt, was einige Autofahrer, insbesondere spät abends nicht davon abhielt, noch mal richtig aufzudrehen.

Angekommen! Erdkröten genießen ein Bad in ihrem Laichgewässer, auf dessen Oberfläche sich noch unbelaubte Buchen spiegeln. Foto: © NABU Hanstedt-Salzhausen
Conny und ihr Team sind trotzdem hochmotiviert, im nächsten Jahr wieder einen Zaun aufzustellen – wenn möglich einen noch längeren. Denn die Bilanz ihrer Aktion zeigt, wie dringend nötig sie war: In den sechs Wochen bis zum 30. März landeten insgesamt 2783 Amphibien in den Fangeimern, vor allem Erdkröten (2623), aber auch Teichmolche (85), Fadenmolche (22) sowie Grasfrösche (30) und Springfrösche (23). Fast genauso groß war die Menge an Tieren, die von der Straße, vor und hinter dem Zaun weggesammelt wurde.
Diese Zahlen, finden Conny und Maureen, sollten Grund genug sein, den Sudermühler Weg im nächsten Jahr zur Hochzeit der Krötenwanderung komplett für den Autoverkehr zu sperren. Gäste und Mitarbeiter des Hotels Sudermühler Hof könnten dann über den unwesentlich längeren, aber besser befahrbaren Weg über Sahrendorf nehmen.
Eine entsprechende Anfrage bei Gemeinde und Unterer Naturschutzbehörde hat sie bereits gestellt. Hoffen wir, dass die Mühlen der Verkehrsbehörde des Landkreises schnell genug mahlen, um den wandernden Tiere im nächsten Frühjahr freie Bahn zu verschaffen.
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