Nach gemeinsamem Schneid-Einsatz auf unserer Wiese bei Quarrendorf
Sie sind schon ganz schön dickköpfig geworden, die Kopfweiden auf unserer nach ihnen benannten Wiese bei Quarrendorf.
Das konnten wir bei unserem letzten Arbeitseinsatz dort feststellen. An einem Wochenende Ende Oktober sind wir mit Scheren, Leitern und zwei Dutzend kräftiger Hände angerückt, um den Weiden wieder mal einen Fasson-Schnitt zu verpassen. Den brauchen sie etwa alle zwei Jahre, um ihre charakteristischen Stammformen auszubilden. Die nicht nur markant aussehen, sondern mit der Zeit auch wertvolle Habitate bilden – dann nämlich, wenn die "Köpfe" so groß und so alt geworden sind, dass sich in ihrem Inneren Hohlräume gebildet haben.
Diese Höhlen sind begehrte Quartiere für zahlreiche Tierarten: Eulen wie etwa der Steinkauz nisten sich darin ein, aber auch Wiedehopf und Hohltaube, die einzige heimische Taube, die ihr Nest im Inneren von Bäumen baut. Aber auch Fledermäuse, Siebenschläfer und Hornissen nutzen hohle Kopfweiden – als Wochenstube, Sommerquartier, Winterschlafplatz oder zum Nestbau.
Nachdem die Haar- , ähm, Blätterpracht ab ist, bleibt ein markanter, reich bemooster Charakterkopf
Bis unsere Kopfweiden so groß und ausladend geworden sind, dass sie größeren Tieren Lebensraum bieten, wird noch einige Zeit vergehen; sie sind erst Anfang der 1990er Jahre von unseren NABU-Vorgängern gepflanzt wordens – Harald Dose war damals Vorsitzender.
Aber auch in noch jungen Jahren ist jeder Baum für sich ein Kleinbiotop, das eine große Vielfalt von Pflanzen und Insekten anzieht.
Die dickeren Stämme bieten ausreichend Futter für bis zu 90 Käferarten, deren Larven mehrere Jahre unter der Rinde vor sich hin futtern; das furchenreiche Holz ist außerdem ein guter Nährboden für diverse Moose und Flechten. Was sonst noch alles auf und in Kopfweiden lebt, könnt Ihr hier nachlesen –
der NABU-Kreisverband Heinsberg (bei Aachen) betreut und beobachtet über 800 zum Teil schon sehr alte Kopfweiden in und hat entsprechend viel über ihren ökologischen Reichtum zu erzählen.
Schade, dass wir keine Korbflechterïnnen in unseren Reihen haben – sie hätten sich für mindestens ein Jahr mit Material eindecken können. So müssen, wie schon in vergangenen Jahren, die Elche im Wildpark Nindorf die "Verarbeitung" des Schnittguts übernehmen.
Christine und Ingke transportieren Weidenzweige zum Sammelplatz – mit ihrem selbst designten Weidenzweig-Shuttle.
Wir haben während des Pflegeeinsatzes einen Korb voll leckerer Brötchen und mehrere Kannen Kaffee und Tee verarbeitet – großen Dank, wie immer, an Conny, Christina und Helmut! Der Regen wartete dankensweise so lange, bis wir fertig geschnitten und alle Gerätschaften eingepackt hatten.
Und so sehen unsere Weiden jetzt aus – wie eine Reihe aus dem Gras hochgereckter Fäuste, die Spaziergängern ein stummes "Venceremos!" zurufen. Wir finden, das ist ein ebenso prägnantes wie passendes Motto für Naturschutz-Arbeit in diesen Zeiten.




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